Nach einem kurzen Schlag in die Bucht St. Anne konnten wir das erste Mal unser Anker testen. Die ersten beiden Versuche schlugen fehl, da der Anker nicht hielt. Im 3. Versuch hielt der Anker, jedoch nicht die Ankerwinsch. Plötzlich lag der Motor der Winsch im Ankerkasten. Nach einem erfolglosen Reparaturversuch entschieden wir uns den Vercharterer zu kontaktieren und einen Mechaniker anzufordern. Leider waren gemäss Vermieter bereits alle Mechaniker im Feierabendbier und sie konnten niemand im fahrtüchtigen Zustand auftreiben. Man versprach uns am nächsten Morgen jemand vorbei zu schicken. Eigentlich wollten wir bereits früh in Richtung St. Lucia aufbrechen, da uns ein langer Schlag bevor stand und wir in St. Lucia noch einklarieren mussten.
Nach einer sehr heissen Nacht stand ein Teil der Crew mit leichten Kopfschmerzen bereits vor Sonnenaufgang auf. Dank der grossen Rücksichtnahme von Monsieur Schneider beim Kaffekochen waren fünf Minuten später auch die restlichen Crewmitglieder präsent. Nach dem Frühstück verbrachten wir unsere Zeit mit Dog spielen, da wir noch auf die Mechaniker warten mussten. Als die Mechaniker endlich eintrafen, begann die Reparatur der Ankerwinsch. Nach zig Telefonanrufen mit unterschiedlichsten Fachspezialisten des ganzen Landes funktionierte die Ankerwinsch wieder. Aus noch unerklärbaren Gründen, macht der Ankermotor beim betätigen ungeheuerlich laute Geräusche welche durch starke Vibrationen ergänzt werden. Wir hoffen, dass sich dies nicht auf die Haltbarkeit auswirkt. Zusätzlich mussten weitere Eimer Wasser aus dem Motorraum geschöpft werden. Auch dies soll absolut normal sein. Unsere Vermutung ist, dass die Heckdusche nicht ganz dicht ist und so Wasser in die Motorenbilge gelangt. Wir bleiben am Ball.
Vor dem Mittag ging es dann endlich los in Richtung St. Lucia. Der Wind blies mit recht konstanten 4-5 Bf und unsere Segelgreenhorns erfuhren zum ersten Mal was segeln ist. Kaum hat die erste Böe das Schiff ein wenig gekrängt, ging das Gekreische los. Muss das so sein, ist das nicht gefährlich, müssen wir uns nicht anbinden? Alles im grünen Bereich beruhigten die Skippers die Crew. Die Überfahrt bescherte uns die ganze Palette am Karibischen Wetter. Monsunartige Regenschauer, Sonnenschein, Wellen und Böhen. Herrlich… Schon nach kurzer Zeit auf hoher See wurde Cyrill zum neuen Captain ernannt. Von diesem Augenblick an kam uns das Meer noch unruhiger vor. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der prallen Sonne überliess man das Steuer wieder dem Autopiloten. Dies stellte sich als gefährlicher Fehler heraus, da das Schiff kurze Zeit später in sehr starke schräglage geriet und zu kippen drohte (nach Auffassung von Cyrill), nachdem uns eine Böe erfasst hatte. 🙂 So musste das Ruder wieder von Menschenhand bedient werden, da von diesem Zeitpunkt an das vertrauen in die Technologie fehlte.
Nach rund 5 Stunden erreichten wir Marigot Bay in St. Lucia. Gleich wurden wir von einem mühsamen Boatboy begrüsst, der uns an eine Boje führte. Obwohl die Hilfe nicht notwendig wäre, bezahlten wir den Helfer, weil man das halt einfach so macht… Wie sich herausstellte, war der Boatboy noch dass billigste Übel in dieser Bucht. Der mürrische Zollbeamte, die Hafenbehörden und die Bojenbesitzer knöpften uns ein halbes Vermögen ab. Zum einklarieren mussten 3 unterschiedliche Häuser aufgesucht werden. In jedem Haus befand sich eine andere Behörde und überall musste ein Obolus bezahlt werden. Zum Glück war der Typ von der Einwanderungsbehörde nicht anwesend, sonst hätten wir wohl oder übel auch diesen bezahlen müssen.
Zurück auf dem Schiff begrüsste uns ein Karibischer Weihnachtsmann auf einem Stand-up-Paddel und wollte uns Früchte und allerlei Zeugs andrehen. Er erklärte uns dass er nicht viel Zeit hätte, da sein Stand-up am sinken war. Tatsächlich befand sich erstaunlich viel Wasser in seinem Stand-up. So tranken wir mit ihm ein Bier und hatten unseren Spass. Wir liessen uns dann überreden, ihm trotzdem ein paar überteuerte Bananen abzukaufen, nachdem wir schon etliche probiert hatten. Schliesslich fühlten wir uns verpflichtet die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Wir gaben ihm ein weiteres Bier auf den Weg und er paddelte weiter zum nächsten Schiff.
Da wir die ganzen Zollformalitäten ordnungsgemäss hinter uns gebracht hatten, mussten wir die Bewegungsfreiheit in diesem Land geniessen. So fuhren wir mit dem Dingi an eine Strandbar und genossen bei ein paar herrlichen Cocktails den Sonnenuntergang. Zurück auf dem Schiff liessen wir den Abend bei einem herrlichen Abendessen ausklingen.
Morgen geht es dann weiter in Richtung St. Vincent.
Download the track in GPX format
Hallo ihr Weltenbummler. Euer Kommentar ist einfach herrlich. Man ist grad mittendrin beim Mitlesen. Hoffentlich halten eure Finanzen die Strapazen durch.
Dasselbe hoffe ich vom Motor und der Dusche.
Danke für euren Blog.
Gruss
Schneuwlys
Hallo Mannschaftsmitglieder, ich sehe die Etappe war stürmisch. Hoffe, dass die Mannschaft „Mann über Bord“ öfters geübt haben.
Gute Weiterreise ohne grössere Zwischenfälle.
Gruss
lifred
Guten Morgen liebe Hochsee Crew,
Sehr spannend eure Berichte zu lesen,herzlichen Dank.
Das geduldige warten wird ja in der Karibik hoch geschrieben,ich bin mit meinen eigenen Erinnerungen wieder voll auf Kurs . Nur einfach warten ,in Paris wegen Flugpanne ,dann weiter ganz fest hoffen ,dass die Schiffscrew mich auch ein Tag später in Antiqua einsteigen lässt…..
Weiter viel Glück und tolle Erlebnisse
Schneiders